Digitale Medizin

Digitale Medizin: Medizinische / Gesundheits Apps – Was sollte man wissen?

Gesundheits Apps sind auch unterwegs immer griffbereit. Doch beim Beitrag, den sie zur Gesundheit ihres Nutzers leisten, gibt es große Unterschiede.

Hilfreiche Fitness Apps für das Smartphone erfreuen sich schon seit vielen Jahren großer Beliebtheit. Man kann sie bequem aus dem App-Store herunterladen und sich automatisch an die Zeit für die nächste Trainingseinheit erinnern lassen. Sie messen die gelaufenen Distanzen, zählen Schritte und überprüfen Puls und Blutdruck. Seit 2020 gibt es darüber hinaus auch Medizinische Apps auf Rezept und ärztliche Beratung bei der Auswahl der richtigen Gesundheits App. Doch was genau ist eine Medizinische App eigentlich? Welche Arten gibt es und welche Risiken sind bei der Nutzung zu bedenken?

Digitale Medizin: Medizinische / Gesundheits Apps – Was sollte man wissen?

Was ist eine Medizinische App?

Eine genaue Begriffsdefinition für Medizinische Apps gibt es bisher noch nicht. Zumeist verwendet man diese Bezeichnung jedoch für Apps, die zur Behandlung, Beobachtung oder Diagnose von bestehenden medizinischen Problemen eingesetzt werden.

In diesen Bereich fallen zum Beispiel Produkte, die an die regelmäßige Einnahme von Medikamenten oder die Blutzuckermessungen bei Diabetikern erinnern. Es gibt aber auch Medizinische Apps, die Anleitungen zu Turnübungen gegen Rückenschmerzen geben, oder die Kommunikation zwischen Pflegebedürftigen und Pflegern erleichtern.

Breiter interpretiert kann sich der Begriff Medizinische App auf jede App beziehen, die einem medizinischen Zweck dient. Dann umfasst er auch vorsorgende Programme wie Fitness Apps und Apps, die der Kommunikation mit der Krankenkasse dienen.

Was ist der Unterschied zwischen einer Medizinischen und einer Gesundheits App?

Auch der Begriff Gesundheits App ist nicht offiziell definiert. Teilweise findet man ihn einfach nur als alternative Bezeichnung für Medizinische App. Wo ein klarer Unterschied zwischen den beiden Bezeichnungen besteht, bezieht sich Medizinische Apps üblicherweise auf Produkte für Patienten, die an einer Erkrankung oder Verletzung leiden. Gesundheits Apps sind dagegen auf gesunde Menschen ausgerichtet, die gesünder leben oder medizinischen Problemen vorbeugen möchten.

Welche Arten von Medizinischen und Gesundheits Apps gibt es?

Das Angebot an unterschiedlichen Apps ist fast nicht zu überschauen. Hier gibt die Unterteilung in Medizinische Apps und Gesundheits Apps eine erste Orientierungshilfe. Daneben ist auch eine Unterscheidung zwischen Gratisprodukten und kostenpflichtigen Apps sinnvoll.

Die Medizinischen Apps lassen sich weiter nach der Art des medizinischen Problems unterscheiden, für dessen Behandlung sie gedacht sind. Außerdem findet man in diesem Bereich die Begriffe Pflege Apps und DiGA Apps. Pflege Apps sind Produkte, die auf Personen mit Pflegebedarf und ihre Bedürfnisse ausgerichtet sind. DiGA steht für Digitale Gesundheitsanwendungen. Als DiGA App bezeichnet man aber meistens eine App, die im offiziellen DiGA-Verzeichnis eingetragen ist. Das bedeutet, dass sie bestimmte Qualitäts- und Datenschutzkriterien erfüllen muss und bei Vorliegen einer entsprechenden Verschreibung oder Diagnose von der Krankenkasse bezahlt wird.

Bei den Gesundheits Apps ist die weitere Einteilung schwieriger. Das Spektrum reicht von Spezialisten für Fitness, Abnehmen, gesunde Ernährung und Lexika medizinischer Begriffe über Diagnosehelfer bis zu ganzheitlichen Angeboten, die Ratschläge für jeden Lebensbereich bieten. Hier ist es sinnvoll, sich genau zu überlegen, was man wirklich benötigt und dann ein darauf zugeschnittenes Produkt auszuwählen.

Wann gibt es eine Medizinische App auf Rezept?

Eine Verschreibung einer Medizinischen App durch den Arzt ist seit Oktober 2020 möglich. Dazu muss die App überein CE-Zeichen verfügen und vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte auf Datensicherheit, Datenschutz und Funktionalität überprüft sein. Alle Apps, die diese Prüfung bereits bestanden haben, sind im DiGA-Verzeichnis eingetragen.

Interessierte Nutzer können ihren Arzt oder Psychotherapeuten um Verschreibung einer solchen App bitten. Es liegt jedoch im Ermessen des Mediziners, ob er tatsächlich ein Rezept ausstellt. Außerdem ist anzumerken, dass Neuzugänge auf der Liste sich möglicherweise noch in einer 12-monatigen Probezeit befinden. Gelingt es ihnen nicht, in dieser Zeit ihren medizinischen Nutzen zu beweisen, werden sie gelöscht und die Krankenkasse übernimmt keine weiteren Kosten für ihre Nutzung.

Ist ein Rezept notwendig, damit die Krankenkasse die Gesundheits App bezahlt?

Patienten können auch ohne ärztliche Verschreibung einen Antrag auf eine im DiGA-Verzeichnis eingetragene App an ihre Krankenkasse stellen. Damit dieser genehmigt wird, muss allerdings eine ärztliche Diagnose vorliegen, die den Einsatz der App medizinisch sinnvoll macht.

Welche sind die besten Gesundheits Apps?

Welche Gesundheits App am besten zum jeweiligen Nutzer passt, hängt stark von dessen individuellen Wünschen, Bedürfnissen und Vorlieben ab. Viele Hersteller bieten daher praktische gratis Testzeiträume an, in denen man das Angebot kennenlernen kann. Testberichte und Vergleiche unabhängiger Testinstitute können jedoch eine Hilfestellung bei der Vorauswahl bieten.

So empfiehlt zum Beispiel ein Test der Stiftung Warentest aus dem Jahr 2013 My Fitness Pal als Kalorienzähler beim Abnehmen, SquareMed Software DiabetesPlus Typ 2 zur Blutzuckermessung, Nutrition Consult Der Nichtraucher Coach zur Rauchentwöhnung und Zentiva Pharma PillReminder – Denk an mich zur Erinnerung an Medikamenteneinnahmen.

Welche Risiken gibt es?

Für nicht im DiGA-Verzeichnis enthaltene Gesundheits Apps gibt es keine einheitlichen Qualitätskriterien. Manche Produkte liefern ungenaue oder gar falsche Messergebnisse und geben medizinisch nicht fundierte Ratschläge. Teilweise können diese sogar gesundheitsschädlich sein. Nutzer sollten sich daher vor dem Kauf genau informieren und die Daten zu Anfang mit ärztlichen Messergebnissen vergleichen, beziehungsweise den Rat ihres Arztes einholen.

Auch sollte man vor dem Download der App die Angaben zum Datenschutz in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen genau prüfen. Viele Produkte rufen sensible Daten ab und leiten persönliche Informationen an Dritte weiter. Insbesondere kostenlose Apps finanzieren sich oft über Datenverkauf oder werten personenbezogene Daten aus, um dem Nutzer maßgeschneiderte Werbeangebote zu machen.

Wie sinnvoll ist die Nutzung von Medizinischen und Gesundheits Apps?

Eine Medizinische App ist ein praktisches Werkzeug bei der Behandlung und Beobachtung von Krankheiten und Verletzungen. Sie unterstützt den Patienten bei der Umsetzung der ärztlichen Anweisungen. Sie sollte jedoch nur in Absprache mit dem medizinischen Experten eingesetzt werden.

Gute Gesundheits Apps helfen Krankheiten vorzubeugen, machen Spaß oder erleichtern die Kommunikation mit der Krankenkasse. Manche helfen auch, die Gefährlichkeit von Krankheitssymptomen einzuschätzen. Es ist jedoch wichtig, ein medizinisch unbedenkliches Produkt zu wählen und bei Krankheitszeichen ärztlichen Rat einzuholen. Keine App kann das Fachwissen und die Urteilskraft eines Arztes ersetzen.